Witzwort in der NS-Zeit
Machtergreifung, Alltagsrepression, Ausbeutung von Zwangsarbeitern
Text: Christian Gotthardt
Veröffentlicht im Juni 2017
Witzworts Ortsmitte mit Kirche und Friedhof 1941
Wie in vielen Dörfern Schleswig-Holsteins klafft auch in Witzwort eine eigentümliche Lücke: Es gibt keine gemeinsame Rückerinnerung an die von nationalsozialistischer Herrschaft geprägten Lebensbedingungen und Ereignisse der Jahre zwischen 1933 und 1945. Die 1983 erschienene Chronik überliefert uns einen großen Reichtum an Details der Dorfgeschichte, über die genannten Jahre geht sie schweigend hinweg.1 Auch andere Berichte, Zeugnisse, Erinnerungshilfen fehlen. Mit den im Folgenden vorgestellten Streiflichtern auf Witzwort in der NS-Zeit soll ein Anfang gemacht werden, dies zu überwinden.
Vorbemerkung: Den vorliegenden Text schrieb ich 2014, als die Archivgruppe Witzwort an der Neuherausgabe, Korrektur und Ergänzung der 1983er Chronik arbeitete. Das neue Werk erschien 2015.2 Ich habe damals diese Aufgabe gern übernommen, da ich wusste, dass ein Autor von Außen kommen muss, damit dieses Kapitel überhaupt je geschrieben wird... ein „Hamburger“, der zwar schon seit 20 Jahren in Witzwort wohnt ... naja. Eben nicht richtig. In diesem Fall hatte das jedoch eher Vorteile.
Im Übrigen gab es auch persönliche Motive. Wie wir seit der großartigen soziologischen Untersuchung des Kieler Emigranten Heberle wissen, gehörten nordfriesische Dörfer mit Marschdörfern im Kreis Steinburg zu den Hochburgen der NSDAP im Jahre 1930: Sie lagen bei 80-90 % Stimmen für die Nazis.3 Neuenbrook im Kreis Steinburg war die Heimat meiner Mutter. Wie war das damals, als das Grauenhafte dort geschah, wo alle eigentlich dafür waren? Ganz anders als in Harburg.
Die meisten der in den Anmerkungen ausgewiesenen Archivalia wurden das erste Mal auf Witzwort hin untersucht und ausgewertet. Zum Teil wurden sie erst in Verknüpfung mit der mündlichen Überlieferung im Dorf, der zweiten Hauptquelle dieser Darstellung, aufgefunden. In Summe habe ich am Ende mehr gefunden, als ich anfangs zu hoffen wagte.
1. Der Vorlauf: die Wahlen 1919 bis 1932
In den ersten Jahren der Weimarer Republik bevorzugten die Witzworter Wähler das konservative Lager und stimmten vornehmlich für die nationalliberale Deutsche Volkspartei (DVP) und die völkisch-nationalistische Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Gegen Ende der 1920er Jahre wurden die Wahlergebnisse dann zunehmend von der speziellen Landwirtschaftskrise Schleswig-Holsteins geprägt. Da keine der sich bis dahin anbietenden Parteien als ausgeprägte Bauernpartei gelten konnte, schuf sich die Landbevölkerung mit der Landvolkbewegung ihr eigenes Organ. Deren Höhepunkt war 1929 erreicht, ein interner Streit um die weitere Strategie leitete bereits den Niedergang ein.4 In der Reichstagswahl des nächsten Jahres gaben dann die Wähler in überraschend großer Zahl der NSDAP ihre Stimme. Die NSDAP konnte dadurch erstmals auch auf dem Land große Wahlerfolge verbuchen, und sie konnte diese Erfolge bis 1933 noch ausbauen.
Gruppiert man die Witzworter Wahlergebnisse5 nach den großen politischen Strömungen, so ergibt sich folgendes Bild:
Die Linke (SPD, USPD, KPD) zeigte sich über die Jahre hinweg schwach, aber stabil. Ihre Ergebnisse lassen auf eine Kernwählerschaft unter den Handwerkern und Landarbeitern schließen. Die liberalen Parteien (DDP, DVP) und die konservativen Parteien (Bauern, DNVP, Völkische) dagegen wurden fast vollständig durch die NSDAP ersetzt. Der im Reichsvergleich einzigartige frühe Aufstieg der NSDAP in Witzwort und weiteren Orten der Westküste und der Elbmarschen hatte mehrere Grundlagen.
Zum einen konnte die NSDAP in vollem Umfang das Erbe der Landvolkbewegung antreten. Diese im Verlauf der großen Schulden- und Absatzkrise der Marschbauern seit 1926 entstandene Protestbewegung hatte die Landbevölkerung schlagartig politisiert und radikalisiert. Als ihre Führung auf dem Höhepunkt der Mobilisierung sich zu zerstreiten begann, erobert die NSDAP mit einem geschmeidig-populistischen Programmverschnitt des Landvolks und ihrem hochwirksamen Organisationsapparat die Führung der Bewegung.6
Diese „Übernahme“ wurde von den in den Dörfern tonangebenden Großbauern durchweg begrüßt und unterstützt. Hier liegt ein zweiter Grund für das explosionsartige Anwachsen der nationalsozialistischen Bewegung. In der traditionell konservativen, an Besitz, Bildung und Amt orientierten Kultur der ländlichen Gesellschaft wirkte der Beitritt der Honoratioren zur NSDAP 1929 (auf Kreisebene Otto Hamkens, Hoyerswort; in Witzwort Jann Hennings) als Vorbild für die von ihnen wirtschaftlich abhängigen Bevölkerungsgruppen, v.a. der Kleinpächter, Händler und Dorfhandwerker. Waren diese gewonnen, war im Prinzip schon das ganze Dorf gewonnen, denn in der Marsch gab es anders als auf der Geest und an der Ostseeküste keine nennenswerte Zusammenballung von Landarbeitern, die als Wählerreservoir für SPD oder KPD hätten dienen können. 7
Arnold Wehrmann, der von 1925 bis 1956 in Witzwort als Pastor amtierte, hat den atemberaubenden Aufstieg der NSDAP als einen der wichtigsten und folgenreichsten Vorgänge in der ländlichen Gemeinschaft erkannt und in der Kirchenchronik dokumentiert:
1928
„Die wirtschaftliche Lage ist durchaus ungünstig für die Landwirtschaft. Neuerdings machen die Nationalsozialisten eifrige Propaganda, um die Landbevölkerung für einen erforderlichenfalls bewaffneten Widerstand gegen die staatlichen Organe zu gewinnen.“
1930
„In diesem Winter hat die nationalsozialistische Arbeiterpartei eine sehr rege Werbetätigkeit gerade auch in unserer Gemeinde entfaltet und auf diese Weise verhältnismäßig viele Anhänger erhalten. Da an manchen Orten schon blutige Zusammenstöße mit den Kommunisten erfolgten, erließ ich im Gemeindeblatt eine Warnung vor rechten Gedankengängen und bat, nicht mit dem Begriff des Bürgerkrieges zu spielen.“
1931
„Die Nationalsozialisten haben dauernd starke Propaganda getrieben und großen Erfolg. Ihre Anhänger hier beteuern ihre freundliche Einstellung zum Christentum. Doch ist einigen auch bekannt, dass auch eine andere Strömung in der NSDAP vorhanden ist. (...) 1931 war das Jahr der großen Enttäuschungen. Witterung, Ernte, Handel und Wandel, das ganze Wirtschaftsleben – alles enttäuschte. (...) Unter solchen Umständen hat viel Verärgerung und Verbitterung um sich gegriffen. Wohl ist die ganze Weltwirtschaftskrise bekannt, doch hat man den Eindruck, dass man von der Regierung nicht hinreichend geschätzt und unterstützt würde. Viele neigen dazu und einige sind schon dazu gekommen, alle Steuern zu verweigern. (...) Der Gedanke schwerer politischer Kämpfe mit der Waffe ist bei vielen da.“8
Anhand der Entnazifizierungsakten des Kreises Eiderstedt lässt sich die geschilderte Entwicklung auch auf der Ebene der NSDAP-Eintritte darstellen. Augenfällig ist die Rolle der Bauern als Impulsgeber und treibende Kraft des Parteiaufbaus. Die Handwerker und Händler folgten eher nach. „Arbeiterpartei“ im Sinne ihres Namens war die NSDAP in Witzwort nur in sehr geringem Ausmaß.9
2. Staat und Herrschaft auf dem Dorf
Veränderungen in Staat und Verwaltung
Die NSDAP war zwar Anfang der 1930er Jahre zur absolut vorherrschenden Macht in Witzwort geworden, ganz an der Macht in ihrem Sinne war sie jedoch noch nicht. In der höheren Verwaltung bestanden Vorbehalte gegen ihre Wortführer, und nicht jeder Posten in der Selbstverwaltung wurde ihr überlassen.11 Auch in den für das dörfliche Leben wichtigen Institutionen und Vereinen war ihr Führungsanspruch noch nicht durchgesetzt.
Dies änderte sich nach der Machtübertragung an die nationalsozialistische Reichsregierung am 30. Januar 1933. In Vorständen, Leitungen, Spitzenämtern aller staatlichen und zivilen Bereiche tauchten neue Namen auf, die alten verschwanden. Zugleich kam es zu grundlegenden Veränderungen in den von diesen Personen Institutionen. So wurde die NSDAP Teil der obrigkeitlichen Verwaltung: Sie verlor ihren Charakter als „Bewegungspartei“ und entwickelte sich planmäßig zu einer Nebenverwaltung mit hierarchischem Aufbau und Befehls- und Bestrafungskompetenzen. Die Befehle wurden vom NSDAP-Gauleiter über den Kreisleiter zum Ortsgruppenleiter durchgereicht. Die Ortsgruppe, die ab etwa 50 örtlichen Mitgliedern eingerichtet wurde und also in Witzwort seit spätestens 1933 bestand, war auf den Dörfern die zentrale Basisorganisation.
Die Stärke der Ortsgruppe lag ab Mitte der 1930er Jahre bei 85 bis 90 Mitgliedern.10 Der Unterschied zu den hier gezählten 72 Personen erklärt sich dadurch dass, im Prozess der Entnazifizierung 1945 bis 1950 diejenigen nicht mehr erfasst wurden, die vorher eines natürlichen Todes oder im Krieg gestorben waren. Schließlich gab es eine Reihe Witzworter NSDAP-Mitglieder, die nicht in der Ortsgruppe geführt wurden, z.B. weil sie auswärts in der SS tätig waren oder weil ihre Mitgliedschaft wegen Wehrmachtsdienstes ruhte.
Der Ortsgruppenleiter hatte ab 1934 jährlich Rechenschaftsberichte über die politischen Aktivitäten an die Kreisleitung zu liefern. Als Hoheitsträger am Ort war er verantwortlich für alle politischen und organisatorischen Belange der NSDAP, für die Aufsicht über die Verwaltungsarbeit des Bürgermeisters und nicht zuletzt für alle kulturellen und sozialen Arbeitsfelder im Rahmen der „Volksgemeinschaft“. Dies schloss auch die Berichterstattung über Mitbürger ein, um der Kreisleitung deren politische Beurteilung zu ermöglichen. Bei der Einstellung von Beamten (Lehrer, Polizisten), bei Straftaten und bei Anfragen der Gestapo erfolgte die Berichterstattung nahezu regelhaft. Neben Polizei und Gestapo diente auch der NDSAP-Ortsgruppenleiter als Anlaufstelle für Denunziationen. Dies galt für die Westküste in besonderem Maße, da hier größere Städte fehlten und insofern die Kripo nur wenig und die Gestapo überhaupt nicht in der Region vertreten war.12
Das dörfliche Führungspersonal in der NS-Zeit13
NSDAP-Ortsgruppenleiter: Tete Mahmens Bielenberg
Amtsvorsteher Witzwort-Uelvesbüll: Tobias Claus Knutz, ab 1935 Tete Mahmens Bielenberg, Stellvertreter: Jann Hennings
Bürgermeister: Jann Hennings (1933-1944), Tete Mahmens Bielenberg (1944/45). Stellvertreter: Tobias Claus Knutz (1933-1939), Hinrich Hansen (1939-1945)
Leiter SA-Sturm Witzwort: Otto Weihmann
Ortsbauernführer Witzwort: Johannes Pauly (1933–1936, bis 1945 Bezirksbauernführer), Fritz Carstens (1936–1945)
Bauernführer Reimersbude: Johann Peters
NSDAP-Betriebsobmann und Leiter Landarbeiterverband: Otto Clausen
Leiterin NS-Frauenschaft: Friederike Weihmann
Führer Kriegerkameradschaft: Hinrich Hansen
Leiter NS-Handels- und Gewerbeorganisation (Hago): Max Dierks
Führer Hitlerjugend: Ernst Knutz
Führer Jungvolk: Albert Unruh
Das Führerprinzip ersetzte die Demokratie: Die Durchsetzung des „Führerprinzips“ war das Ende der Gemeinderäte im demokratischen Sinn. Die Gemeindevertreter wurden nicht mehr gewählt und hatten nichts mehr zu wählen oder zu beschließen. Sie waren nun vom NSDAP-Ortsgruppenleiter ernannte „Beiräte“ des Bürgermeisters, deren Rat jener folgen konnte oder nicht – jedenfalls nicht folgen durfte, wenn der Befehl von oben es verbot. Durch ihr Amt waren der NSDAP-Ortsgruppenleiter und die örtlichen SA- Führer ebenfalls Beiräte.
Die gleiche Wandlung vollzog sich im Kreistag. Im „Führerstaat“ war er, wie in seinem Tätigkeitsbericht von 1934 unumwunden eingestanden wurde, im Grunde funktionslos. Seine Mitglieder wurden „berufen“ nach Berufsstand und Parteitreue, zu sagen hatten sie nichts. Aus Witzwort waren seit 1933 Otto Clausen als Vertreter der Landarbeiter und Malermeister Julius Lesch als Vertreter des Mittelstandes im Kreistag.14
Wir können vermuten, dass der Mehrheit der damaligen Witzworter diese Umwälzungen als praktisch, sinnvoll oder zumindest nicht beeinträchtigend erschienen. Für die Bauern war es in gewisser Weise die Rückkehr zum vorpreußischen Lehnsmannregime, das dem großen Landbesitz die Dorfherrschaft gesichert hatte. Dieser Eindruck mag dadurch verstärkt worden sein, dass der neue Bürgermeister Hennings zum Kreis der reichen und ehedem für das Lehnsmannsamt „tauglichen“ Bauernfamilien gehörte (wie die Familien Alberts, Gertz, Grage und Jens). Außerdem, so zumindest die vorherrschende Meinung in der Forschungsliteratur, brachte die nationalsozialistische Landwirtschaftspolitik der ersten Jahre den Bauern greifbaren Nutzen:
- Zahlungsmoratorium bei Schulden, Entschuldung durch Hilfsfonds
- Reichserbhofgesetz als Substanzschutz für Familienbesitz (in Witzwort ließen 55 Bauern ihren Hof als Erbhof eintragen)
- Produktionslenkung, Marktregulierung und Absatzgarantie
- Neusiedlungen15
Massenorganisationen der NSDAP
Bildeten die Partei und die berufständischen Organisationen das innere Gerüst für Machtausübung und Interessenausgleich, so dienten die Ortsgruppen der SA, Hitlerjugend, Bund deutscher Mädel und NS-Frauenschaft zur Organisation der „Volksgemeinschaft“ als nach Alter und Geschlecht gegliederten „Gefolgschaft“. Über die Witzworter Gruppen der drei letztgenannten Organisationen wissen wir fast nichts, hier müssen noch Zeitzeugen oder Familienerinnerungen befragt werden. Zur Witzworter SA steht immerhin eine aussagekräftige Bildquelle zur Verfügung.
„Sturm 23/84“ der SA
Ort: Witzwort, vor der Lüttschool im Ortskern
Zeit: Nach Dorfüberlieferung wurde das Bild 1936 aufgenommen. Dies passt zu Bildinhalten, die auf die Zeit zwischen Ende 1934 und Anfang 1939 verweisen: nach Einführung der Ärmelstreifen für „Alte Kämpfer“, vor Beginn 2. Weltkrieg.
Möglicher Anlass:
Tag der Ausgründung des Sturms 23 Witzwort/Uelvesbüll/Simonsberg/Koldenbüttel aus dem ehemaligen Sturm 6 Eiderstedt der SA-Standarte 84 Husum.
Abgebildete Personen
46 Männer in SA-Uniformen
1 mittlerer Führer der Hitler-Jugend, rechts stehend
1 Mann in der Parteiuniform des NSDAP-Ortsgruppenleiters (mit Jacke), rechts sitzend
2 Männer in NSDAP-Parteiuniformen (nur Hemd):
links stehend (Dienstrang nicht kenntlich) bzw.
links sitzend (Hauptstellenleiter, vermutlich auf Ortsgruppenebene, mit besonderer Nadel)
Von insgesamt 50 Personen tragen mind. 29 das NSDAP-Parteiabzeichen.
Identifizierte Personen (Reihen von vorn aus gezählt, Personen von links nach rechts, Angabe der SA-Dienstränge ab Scharführer aufwärts)16
1. Reihe
Thomas Martens, Uelvesbüll oder Peter Peters, Witzwort
Willi Pioch, Uelvesbüll
Peter Peters (?), Witzwort
Feddersen, Koldenbüttel
Hansen, Koldenbüttel
2. Reihe
Johannes Pauly sen., Ortsbauernführer bis 1936, Bezirksbauernführer bis 1945, NSDAP-Mitglied seit 1929, Witzwort
Jann Hennings, SA Obertruppführer, NSDAP-Mitglied seit 1929, Bürgermeister, Witzwort
Davids, SA-Obertruppführer, Koldenbüttel
? SA-Sturmbannführer, »Alter Kämpfer«, höchster abgebildeter Dienstrang
Otto Weihmann, SA-Obersturmführer, »Alter Kämpfer«, NSDAP-Mitglied, Wehrführer Feuerwehr 1938–1941, Witzwort
?, Koldenbüttel
Otto Clausen, SA-Obertruppführer, NSDAP-Mitglied seit 1929,
Betriebsobmann, Mitglied des Kreistages, Witzwort
Tete Mahmens Bielenberg, NSDAP-Ortsgruppenleiter, NSDAP-Mitglied seit 1928, Witzwort
3. Reihe
Tete Bielenberg, NSDAP-Mitglied (gefallen), Witzwort
Heinsohn, Koldenbüttel
Emil Unruh, NSDAP-Mitglied, SA-Oberscharführer, Witzwort
Johann Lesch, SA-Scharführer, Witzwort
Heinrich Alberts, SA-Scharführer, NSDAP-Mitglied seit 1931, stellv. Wehrführer Feuerwehr 1938–1946, Witzwort
Ernst Zernitz, SA-Oberscharführer, Witzwort
Willi Hogrefe, SA-Truppführer, NSDAP-Mitglied (gefallen), Witzwort
Hans Carstens, SA-Scharführer, Koldenbüttel
Hermann Cornils, SA-Oberscharführer, Witzwort
?
Hermann Bielenberg, Hitler-Jugend (im Krieg vermisst), Witzwort
4. Reihe
Ingwer Knutz, Witzwort
Willi Mumm, Uelvesbüll
Karl Peters, Simonsberg
Emil Jannsen, Witzwort
Willi Jensen, Simonsberg
Richard Böttcher, Witzwort
Heinrich Wieck, Witzwort
Pay Peters, Uelvesbüll
Johannes Möller, Witzwort
?
Claus Bove, Witzwort
Willi Nicolaysen, Witzwort
5. Reihe
Tobias Hansen, Witzwort
Thomas Jensen, Witzwort
Karsten Oje, Witzwort
Johannes Martens, Uelvesbüll
Heinrich Feddersen, Witzwort
Georg Thiessen, NSDAP-Mitglied seit 1932, Witzwort
Hans Feddersen, Koldenbüttel
Hermann Dierks, Witzwort
Heinrich Bielenberg, Witzwort
Otto Hansen, Witzwort
Johannes Pauly, jun., Witzwort
Daniel Matthiesen, Simonsberg
Vorkommende SA-Dienstränge insgesamt (hierarchisch aufsteigend)
nicht erm.: 2
SA-Mann 23
Sturmmann 4
Rottenführer 4
Scharführer 4
Oberscharführer 3
Truppführer 2
Obertruppführer 2
(Sturmführer)
Obersturmführer 1
(Sturmhauptführer)
Sturmbannführer 1
Die feierliche Gesamtstimmung des Bildes, die große Beteiligung, die sorgfältige Aufstellung und die wie aus dem Ei gepellten Beteiligten belegen: Die Bedeutung der SA, genauer die Wirkung ihrer Uniformen, Militärspiele und Feierkulte auf das Selbstverständnis der männlichen Dorfbevölkerung, war zu Beginn und in der Mitte der 1930er Jahre sehr groß. Mit der Einziehung der jungen und mittelalten Männer zur Wehrmacht verlor sich dieser Zuspruch. Es war eben doch zumeist hohler Drill, der als „SA-Dienst“ geboten wurde, und mancher Mann blieb lieber zuhause und ließ die Uniform im Schrank.
Kirche und Schule
Die Massenorganisationen führten zum einen ein inneres Leben, in dem über den „Dienst“, „Heimabende“, „Appelle“ und Teilnahme an organisierten Großveranstaltungen wesentliche Elemente der nationalsozialistischen Weltanschauung vermittelt wurden. Auf der anderen Seite aber wirkten sie über ihre Mitglieder nach außen an der Umgestaltung aller wichtigen gesellschaftlichen Institutionen mit, wie etwa der Kirche, und der Schule. Hiermit verwirklichte sich letztlich auch der totale gesellschaftliche Führungsanspruch der NSDAP, da er sich auf diesem Weg auch auf Nichtmitglieder und sogar Gegner erstreckte.
Der Witzworter Pastor Arnold Wehrmann war vor 1933 eher DNVP-orientiert, dann aber zunehmend überzeugter Nationalsozialist. Er war „Deutscher Christ“ und Führer der Ortsgruppe Reichsluftschutzbund sowie Festredner im NSDAP-nahen Kampfgenossenverein 14/18.
Nach anfänglichen Unsicherheiten, wie die Stellung der NSDAP zur Kirche zu gestalten sei, setzte die Ortsgruppe auf aktive Mitarbeit der Parteimitglieder in den Kirchengremien, was de facto einer Gleichschaltung der lokalen Kirchenverwaltung nahekam. Wehrmann notierte Ende 1933, alle Feiern zur „großen deutschen Zeitenwende“ wurden in der Gemeinde „mit großer Freude begangen“. Im Gegenzug erschienen zur großen Lutherfeier im November vormittags HJ, BDM und Jungvolk und abends die SA „geschlossen“ in der Kirche.
Ab 1939 wurde per Reichsverordnung politischen Leitern der NSDAP nicht mehr gestattet, in Kirchengremien aktiv zu sein. Dahinter stand das Bestreben, die Arbeit der Kirche in der Öffentlichkeit abzuwerten. Allerdings blieben einflussreiche Parteigenossen, soweit sie einfache NSDAP-Mitglieder ohne Parteiämter waren, als Kontrollinstanz in den Gremien sitzen. Haupteffekt der Verordnung waren reichsweit starke Turbulenzen im Organistenamt, welches oft Dorflehrer bekleideten, die zugleich Schulungsleiter der NSDAP waren. In Witzwort musste der Organist Lehrer Timm zunächst durch Lehrer Brodersen ersetzt werden, dann, nach dessen Aufstieg zum politischen Leiter, durch ein Frl. Kühl aus Garding.
Die Witzworter Kirchengemeinde
Pastor seit 1925: Arnold Wehrmann. Führer der Ortsgruppe Reichsluftschutzbund. Festredner im NSDAP-nahen Kampfgenossenverein 14/18.
Kirchenälteste (die unter Einschluss des Pastors den Kirchenvorstand bildeten) Mitte 1933 bis Mitte 1939:
Tobias Hansen, Boy Harder, Jann Hennings, T.M.Bielenberg, Bernhard Grage, Hinrich Hansen
Kirchenälteste seit Mitte 1939: Tobias Hansen, Boy Harder, Bernhard Grage, Fritz Carstens.17
Die Witzworter Schulen
Schulverbandsvorsitzender: Bürgermeister Hennings
1. Lehrer in Witzwort:
1928‒1934 Alwin Möller
1934‒1939 Willi Timm
1942 Heinrich Schröder
1943 Frau Ahrends
1944‒1945 Frau Löschel
2. Lehrer in Witzwort:
1928‒1940 H. Brodersen
1940‒1945 Ludwig Oesau
Lehrer in Ingwershörn (häufiger Schulausfall ab 1939):
1928‒1937 Walter Weiher
1937‒1940 Heinz Löwnau
1940-1942 Tanita Howe
1943-1945 Irmgard Mohrdieck
NSDAP-Mitgliedschaft ist belegt bei Schröder und Oesau (seit 1933) und Mohrdieck (seit 1937), Möller war SA-Mitglied.18
Das einschneidendste Ereignis im Witzworter Schulbetrieb dieser Jahre war die Vertreibung des Lehrers Möller (s.u.). Das Schultagebuch aus dieser Zeit gibt Auskunft, was sich veränderte unter Möllers Nachfolger Willi Timm: Während Möller mit den Schülern zum Schimmelreiterfilm nach Husum gefahren war, organisierte Timm einen Wandertag nach Oldenswort mit Besuch des Films "Stoßtrupp 17". Ereignisse wie der "Führergeburtstag" oder das gemeinsame Anhören von Reden führender Nazis im Radio prägten nun den Schulalltag.19
3. Verfolgung und Widerstand 1933–1945
Es lebten in Witzwort keine SPD- oder KPD-Funktionsträger, die die Nationalsozialisten verhaften und in ein KZ hätten sperren können. Ebenso kennen wir keine jüdischen Dorfbewohner, deren Auswanderung, Flucht oder „Abholung“ aktenkundig oder von Nachbarn bemerkt wurde. Gleichwohl geschah derartiges in unmittelbarer Nähe in Friedrichstadt und Tönning, und man wusste auch in Witzwort davon. Es sollen auch Witzworter SA-Leute an gewalttätigen Verhaftungen Anfang 1933 und an der Verwüstung der Synagoge und jüdischer Geschäfte am 11. November 1938 in Friedrichstadt beteiligt gewesen sein.20
Verfolgte in Schutzhaft, Zuchthaus- oder KZ-Haft
Aktenfunde im Kreisarchiv Nordfriesland, Landesarchiv Schleswig und Bundesarchiv Berlin erlaubten erstmals eine erste Gesamtschau der politischen und rassistischen Verfolgung im Kreis Eiderstedt. Identifizierbar sind derzeit (September 2014) 32 Verfolgungsfälle. Rechnet man weitere 57 Fälle aus Friedrichstadt hinzu, ergeben sich insgesamt 89 Fälle im Wahrnehmungsbereich des Dorfes Witzwort. Hiervon betrafen 40 Fälle Verfolgung aus rassistischen oder religiösen Motiven, überwiegend in Friedrichstadt. Es handelte sich um inhaftierte Zeugen Jehovas und Roma, um verschleppte und ermordete Juden und um deren nichtjüdische Angehörige. 32 Fälle betrafen bekannte einheimische Kommunalpolitiker der Jahre vor 1933, und zwar Kommunisten und Sozialdemokraten sowie ein Mitglied der linksliberalen „Fortschrittlichen Volkspartei“. In 17 Fällen handelte es sich um Widerstandshandlungen nach 1933, die aber nur zum Teil in der Region stattfanden.21 Zwei Fälle betrafen die direkte Nachbarschaft Witzworts, Uelvesbüll und Simonsberg:
Helene Petersen und ihr Sohn Christian Lorenz Petersen
Helene Petersen war Jahrgang 1883, stammte aus Hattstedt und hatte dort Christian Petersen geheiratet, der ursprünglich von Nordstrand kam und eine Zeitlang die Hallig Südfall besaß. Christian Lorenz Petersen wurde im August 1917 in Hattstedt geboren, er hatte drei Geschwister. Nach dem Tod ihres Mannes zog Helene Petersen 1934 mit ihren Kindern nach Uelvesbüll an den Porrendeich 4.
Christian Petersen arbeitete später als Forstarbeiter im nördlichen Kreis Steinburg. 1939 wurde er eingezogen. In einem abendlichen Kneipengespräch soll er geäußert haben, „Hitler wird den Krieg sowieso verlieren“. Er wurde festgenommen und als politischer Häftling ins KZ Neuengamme bei Hamburg verbracht. Dort ist er am 18. 4. 1941 gestorben. Das Lagerregister vermerkt als Todesursache Herz- und Kreislaufschwäche, Körperschwäche. Die Urne wurde per Post nach Uelvesbüll gesandt und in Anwesenheit der Mutter, der Schwester Mathilde und des Pastors auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt. Sonst war niemand erschienen. Ein Eintrag dieser Beisetzung im Kirchenbuch ist nicht zu finden.22
Helene Petersen, Uelvesbüll, portraitiert 1958 von ihrer damals 12-jährigen Enkelin Gerda23
Die Erschießung Albert Pauls'
Albert Pauls, geboren am 15. Juni 1903 in Tetenbüll, war Gärtner und hatte u.a. in Wesselburen gearbeitet. Im Anschluss an einen Strafprozess geriet er in das KZ Schwesing. Warum und seit wann, ist unbekannt. Im Oktober 1944 war er mit weiteren Häftlingen in Simonsberg zu Erdarbeiten am »Friesenwall« abkommandiert. Er lief aus seiner Gruppe fort und versteckte sich zwei Tage auf dem Dachboden eines Hauses an der südlichen Seite der Simonsberger Dorfstraße. Er wurde entdeckt, als er sich in der Küche Geld, Brot und Aufstrich beschaffen wollte. Er floh erneut über die Fennen, wurde aber von vier bewaffneten Verfolgern, einem Wachsoldaten des örtlichen Kriegsgefangenenlagers und drei Zollbetriebsassistenten, gestellt und erschossen. Willi Berendt, der damals in der Nähe Simonsbergs wohnte und dort zur Schule ging, wurde Augenzeuge dieses Mordes24.
Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter
Ein weiterer Baustein der NS-Gewaltherrschaft war die Zwangsarbeit der Kriegsgefangenen ab 1940. Polnische, belgische, französische und später serbische und kroatische Soldaten und Rotarmisten aus allen Gebieten der Sowjetunion wurden Betrieben anstelle der eingezogenen Deutschen als Arbeitskräfte überstellt, vor allem auf Bauernhöfen und in der Bauwirtschaft. Ein besonderes Regime bildeten seit 1941 zusätzlich die „Russenlager“.
Die Bewachung, Ausbeutung und Ernährung der Kriegsgefangenen oblag der Wehrmacht. Sie setzte hierfür sogenannte Landesschützenbataillone ein, die in der Regel aus älteren oder versehrten Wehrmachtssoldaten gebildet wurden. Basislager war jeweils ein großes „Stammlager“ (Stalag), in Schleswig-Holstein war es das Stalag Schleswig. Es diente als Auffanglager, Verteilerstation für die Arbeitseinsätze, Krankenrevier. Die Arbeitseinsätze wurden in Form von „Arbeitskommandos“ abgewickelt, für die vor Ort kleinere Lager errichtet wurden. In der Landwirtschaft war es üblich, je nach Dorfgröße für 10 bis 60 Zwangsarbeiter eine Scheune, Kate oder Gastwirtschaft als bewachten Schlafplatz einzurichten. Sie hatten jeden Morgen unter Bewachung in Kolonne auszurücken, wurden nacheinander bei den Betrieben abgegeben und am Abend wieder in die Kolonne zurückgeholt. Die Bauern und Handwerker konnten sich diese Arbeitskräfte auf Antrag vom Arbeitsamt zuweisen lassen.
Im Raum Witzwort gab es Arbeitskommandos der Kriegsgefangenen an folgenden Orten:25
- Witzwort: Kriegsgefangenenlager in Gastwirtschaft Jöns (heute Tönnsen) - Franzosen, Serben u.a., ca. 45 Personen
Kriegsgefangenenlager in der Schule Ingwershörn - Serben, ca. 10 Personen - Uelvesbüll: Kriegsgefangenenlager („Arbeitskommando 1003“) am Porrendeich, Einsatz in Landwirtschaft - Franzosen, Serben, ca. 30-50 Personen
- Oldenswort: Kriegsgefangenenlager Osterende in der Schule, für Landwirtschaft - Franzosen, ca. 30 Personen
Schule Ingwershörn: Kriegsgefangenenlager 1941/42
Die Lebensbedingungen unter dieser Form der Zwangsarbeit waren unterschiedlich: Je nach Art der Unterkunft, der Stimmung des Wachpersonals, der Menschlichkeit oder Grausamkeit der Nutznießer konnte es böse oder weniger böse ausgehen. Die Zwangsarbeiter waren faktisch schutz- und rechtlos, Misshandlungen oder gar Tötungsdelikte kamen vor und wurden kaum verfolgt. Andererseits gab es Betriebe, die Kriegsgefangene rücksichtsvoll behandelten, in der Arbeitszuweisung nicht überforderten oder das Mittagessen am Familientisch ausgaben, was ausdrücklich verboten war. Während z.B. auf dem Hof von Jann Hennings ausländische Zwangsarbeiter mit Prügeln und der vom Arbeitsamt zugewiesene deutsche Landarbeiter Christian Jans mit Androhung von KZ-Haft zur Arbeit angetrieben wurden, schützte der Schlachter Hans Rohde in Harblek die bei ihm arbeitende Polin Stanislava Budniak vor polizeilichen Nachstellungen und handelte sich dafür eine Anzeige ein.26 Auf dem Davidshof am Sand musste die polnische Zwangsarbeiterin in der ungeheizten, vereisten Kammer schlafen und durfte ihren Freund, ebenfalls Pole, der zu Fuß von Husum kam, nur draußen treffen. Die Nachbarin Alma Berendt holte beide dann zu sich ins Haus. 27
Sehr viel grausamere Bedingungen herrschten im Zwangsarbeitssystem der »Russenlager«. Die russischen Soldaten standen nach deutscher Auffassung nicht einmal formal im Schutz der Genfer Konvention, da die Sowjetunion die Verträge der Zarenregierung mit dem Völkerbund gekündigt hatte. Die Lebensbedingungen in den Russenlagern entsprachen weitgehend denen in KZ`s. Die russischen Soldaten galten dem Staat als politisches Risiko, sie wurden trotz großer Nachfrage seitens der Unternehmen zunächst (ab Sommer 1941) fast ausschließlich in geschlossenen, nach außen abgeschirmten Kommandos eingesetzt und sollten mit der Zivilbevölkerung nur in beiläufigen Sichtkontakt kommen. Alle in Schleswig-Holstein eingesetzten russischen Soldaten kamen aus dem zentralen norddeutschen Sammellager im niedersächsischen Wietzendorf.
Schon ab Spätherbst 1941 führten die schlechte Behandlung und Ernährung der Gefangenen in den Arbeitskommandos zu einem Massensterben und zum Zusammenbruch der Rücktransporte in das Krankenrevier in Wietzendorf. In Hamburg und Schleswig-Holstein erreichte die Todesquote ca. 65 %. Die Wehrmacht verfügte die Aufgabe des Zentrallagers. In Schleswig-Holstein wurden die russischen Gefangenen in einer gesonderten Abteilung des Stalag Schleswig untergebracht, das nun als Zentrale der örtlichen Arbeitskommandos im Norden diente.28 In der Nähe Witzworts gab es größere Russenlager in Friedrichstadt, „Haus Flensburg“ (ca. 200 russische Kriegsgefangene)29, und in Tönning (ca. 180 russische Kriegsgefangene von einer Wehrmachtsbaustelle) sowie ein kleineres Lager in Oldenswort (Hof „Riep“, Einsatz Landwirtschaft, ca. 20 Personen). In Witzwort selbst gab es ein Lager für ebenfalls etwa 20 Gefangene, es befand sich in einer Strohkate schräg gegenüber der Meierei (siehe Skizze). Die Gefangenen wurden in der Meierei und in der Landwirtschaft eingesetzt.30 Bereits im Krieg 1914/18 waren in dieser Kate russische Kriegsgefangene untergebracht.
Das "Russenhaus" stand im Süden des Dorfs. Es wurde 1962 für den Kreuzungsumbau abgerissen.
Zum Bild der Zwangsarbeit gehören schließlich die Zivilarbeiterlager mit teils angeworbenen, teils verschleppten Menschen aus Osteuropa. Deren Einsatz in Eiderstedt begann im Sommer 1940 mit ca. 100 Polen, ab 1942 wurden zunehmend Menschen aus der Ukraine und Russland eingesetzt. Sie wohnten oft im Familienverband in den Lagern und wurden von den Arbeitsämtern an Landwirtschaft und Industrie vermittelt. Auch diese Arbeiter wurden überwacht, allerdings nicht durch die Wehrmacht, sondern durch bewaffnete Hilfspolizisten, sogenannte Landwachtposten. Hofarbeiter schliefen besonders bei lang andauernder Beschäftigung am Arbeitsort. Außer Essen erhielten sie, das ist für Witzwort belegt, keinerlei Vergütung. Lager dieser zivilen Zwangsarbeiter, die von den Dorfbewohnern als „Gefangene“ wahrgenommen wurden, befanden sich in:
- Üelvesbüll [Belegung und genauer Standort unbekannt]
- Oldenswort [Belegung und genauer Standort unbekannt]
- Simonsberg [Polen, Ukrainer, genauer Standort unbekannt]
- Südermarsch [Ukrainer, genauer Standort unbekannt]31
Nach vorsichtiger Schätzung waren zwischen 1940 und 1944 im Raum Eiderstedt 5000 bis 8000 ausländische Zwangsarbeiter tätig.32 Anders ausgedrückt: Nahezu jeder Hof, Industrie- oder Handwerksbetrieb Eiderstedts hatte „seinen“ Zwangsarbeiter bzw. „seine“ Zwangsarbeiterin. Im Amtsbezirk Witzwort beschäftigten 50 bis 60 Bauern insgesamt 120 ausländische Zivilarbeiter.33 Ihre Zuteilung wurde wegen des sich laufend verschärfenden kriegsbedingten Arbeitskräftemangels eifersüchtig beobachtet und brachte den zuständigen Bauernführern zunehmend Ärger ein.34
Auch zum Thema Zwangsarbeit sind unbedingt noch Erinnerungen zu befragen. Folgende Schicksale aus dem Kreis der Zwangsarbeiter im Raum Witzwort sind bisher aktenkundig:
- Erschießung des serbischen Kriegsgefangenen Tikomir/ Tichomir Igniatovic [dies die Schreibweise des Namens in der Uelvesbüller Gemeindeakte; in moderner Transkription des Serbischen vermutlich Tihomir Ignjatovic] durch ein Kind mit Gewehr am 5.1.1944 in Uelvesbüll35
- Tod des 14 Tage alten Säuglings Michail Koloschuk, Sohn eines osteuropäischen Zwangsarbeiterpaares, am 2.2.1944 in Norderfriedrichskoog36
- Beerdigungen von Zwangsarbeiterkindern in Witzwort/ Neuer Friedhof:
- Helmut Rynek, 3 Jahre, am 5.9.1944
- Lucia Lukinowitsch, 17 Tage, am 18.3.1945
- Beerdigung des Passok Mirsajev, 42 Jahre, am 8.6.1945 in Witzwort/Neuer Friedhof37
- Verfahren gegen Jann Hennings wegen fortgesetzten Misshandelns der auf seinem Hof arbeitenden Zwangsarbeiter 1945/1946 in Witzwort38
Versuch der Rekonstruktion der Namen der in Witzwort erwähnten Zwangsarbeiter*innen:
Gwuzolz Stanislawa geb. in Wolka
Ortowski Kasimir Polen
Kubisk Joseph Polen
Hollich Franz Rumänien
Haluschuara Nascha Rußland
Julischnowa Nascha Rußland
Bunyunjowzyj Jan
Bunyunjowzyj Kataschina
Syta Hefan Polen
Tornitschowa Nadischda Ocrundov
Mirsajen Passach Aserbeidschan
Iniatovic Tikimir Jugoslawien 38a
Zum Entgelt der Zwangsarbeit sind sehr unterschiedliche Werte überliefert. Zum einen waren die Verhältnisse je nach Branche, Region und Kriegsverlauf verschieden, zum anderen wurden mal die Arbeitskosten des Arbeitgebers insgesamt betrachtet, mal die (tariflichen) Bruttolöhne, mal nur die tatsächlich an die Zwangsarbeiter ausgezahlten Summen. Für eine realistische Einschätzung der Zwangsarbeiterentgelte sind aber alle diese Größen von Bedeutung. Die oben stehende Grafik bietet eine vereinfachende Übersicht der Grundzüge der jeweiligen Entlohnungspraxis und verdichtet sie zu beispielhaften Wochenlöhnen.
Die Übersicht macht deutlich, dass an erster Stelle der Staat Nutzen aus der Zwangsarbeit zog. Für die Arbeitgeber lag der Nutzen vor allem in der Aufrechterhaltung ihres Betriebes schlechthin. Finanzielle Vorteile entstanden ihnen darüber hinaus durch den Wegfall des Arbeitgeberanteils an der Sozialversicherung, dem grundsätzlichen Verzicht auf Zulagen und ggf. durch den Ersatz des offiziellen Kostensatzes für Kost und Logis (bei Unterbringung in Lagern) durch eine billigere Versorgung der Zwangsarbeiter im eigenen Betrieb.
Alltagsrepression
Im Klima offen ausgeübter staatlicher Unterdrückung war es für die kleinen und mittleren Funktionsträger sehr leicht, Kritik an ihrem Handeln als Verunglimpfung des Reichs, des Führers und seiner Hoheitsträger zu denunzieren. Auch private Konflikte konnten sehr schnell auf diese schiefe Ebene geraten. Das Straftaten-Register der Witzworter Polizeidienststelle verzeichnete nach 1933 in seinem Zuständigkeitsbereich einen auffälligen Anstieg von Beleidigungsklagen. Anlass waren Sätze wie „Jüm im Brunhemd schiet de Buern an!“ (Klaus Stahl, selber SA-Mann, 1935 zum Viehhändler Meyer aus Heide) oder „Du hast mich betrogen und jetzt bist du Bürgermeister!“ (Großbauer Peter Gertz 1941 zu seinem Neffen Jann Hennings). Auffällig ist ebenfalls eine hohe Anzahl von Anzeigen wegen Schwarzhandels und Schwarzschlachtens in den Kriegsjahren. Johannes Sachau wurde nach 1940 mindestens zweimal angezeigt. In der gleichen Sache traf es 1941 den Landwirt Johannes Boyens, 1943 Peter Böttcher und 1944 Jens Röhe. Diese Anzeigen waren für die Betroffenen keineswegs belanglos, in Beleidigungsfällen oder im Schwarzgeschäft wurden schnell politische Motive unterstellt.39 Sachau, der sich vor 1933 in der SPD engagiert hatte, wurde vom Posthalter Willi Jensen überdies auch mehrfach politisch denunziert und geriet deswegen zeitweilig in Haft 40. Gleiches erlebte der Ingwershörner Landwirt Lorenz Plähn, der wegen einer Witzelei über angesichts des alliierten Vormarsches „zitternde braune Hunde“ noch im März 1945 als Wehrkraftzersetzer vor das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg kam.41 Und als ganz kurz vor Kriegsende, im April oder Mai 1945, Alma Berendt und ihre Nachbarin bei Willi Jensen wie üblich den Wehrsold ihrer Männer abholen wollten und mit „Guten Tag“ eintraten, schickte der sie gleich wieder raus: „Wer hier nicht mit „Heil Hitler“ grüßt, kriegt kein Geld“. Als Frau Berendt wieder zuhause war, kam kurz darauf der Polizist Johannsen und wollte sie abholen. Darauf sie: „Dann kannst Du die fünf Kinder auch gleich mitnehmen“. Da verschwand der Polizist lieber.42
Johannes Sachau (1888-1953) und Ehefrau Anna, geb. Sammann, um 1914. Sachau war 1924 der Oldensworter SPD beigetreten und versuchte auch in Witzwort, eine Ortsgruppe zu gründen. Dies gelang ihm erst nach 1945. Nachdem die SPD 1948 die Gemeinderatswahl gewonnen hatte, amtierte Sachau bis 1951 als Bürgermeister.
Ein anderes Mittel autoritärer Machtausübung war das Verhängen von Strafgeldern wegen angeblicher Ordnungswidrigkeiten. Dieses Instrument lag in den Händen T.M. Bielenbergs, der in seiner Funktion als Amtsvorsteher zugleich die leitende Polizeibehörde war. In vielen Fällen, in denen es um kleine Nachbarschaftskonflikte ging, etwa um Viehübertritt, zerstörte Zäune, nahm er Partei für eine der Seiten und machte die andere durch hohe Strafbescheide gefügig. Auffällig oft setzte er sich für die Interessen Jann Hennings‘ ein.43
Der bekannteste Vorfall dieser Art Alltagsrepression war die Vertreibung des Witzworter Lehrers Möller aus dem dörflichen Schuldienst. Die Initiative hierzu hatte der HJ-Führer Ernst Knutz übernommen, eine enge Absprache mit der NSDAP-Leitung ist aber anzunehmen. In einem Brief, der die Unterschriften von 25 Witzwortern trug, darunter der gesamte Schulvorstand und alle leitenden NSDAP-Größen, wurde das Schulamt Anfang 1934 aufgefordert, Möller zu entlassen. Als Grund wurde bemüht, dass Möller ein Jahr zuvor eine Schülerin gemaßregelt hatte, weil sie die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler in einem freudigen Tafelanschrieb begrüßt hatte. Offenkundig sollte hier ein Exempel statuiert werden, um den Anspruch der umfassenden Verbindlichkeit der nationalsozialistischen Staatsdoktrin in allen Bereichen des öffentlichen Lebens zu bekräftigen. Obwohl Möller allen gegen ihn erhobenen Vorwürfen mit guten Argumenten begegnen konnte und das Schulamt ihm wertvolle pädagogische Arbeit bescheinigte, wurde er letztlich doch aus Witzwort entfernt.44 Pastor Wehrmann wertete dies im Stillen als Verlust für die kirchliche Arbeit.45
Alwin Möller
4. Günstlingswirtschaft und Auflösungserscheinungen
Ohne Zweifel war das nationalsozialistische Engagement vieler Aktiver und Mitläufer stark durch eigennützige Interessen mitgeprägt. Dabei ging es nicht nur um „kurze Wege“ bei einer Streitschlichtung oder bei Zuweisung von Arbeitsdienstlern und Zwangsarbeitern. Dass sich durch Partei- und Staatsämter für manche die Lebensverhältnisse gefestigt, ihnen Familiengründung und Lebensstandard gesichert haben, zeigt sich am Beispiel des Landarbeiters und späteren Schleusenwärters Otto Clausen in kleinem Maßstab, beim Ortsgruppenleiter und Amtsvorsteher Bielenberg in etwas größerem. Und auch große Lose gab es zu ziehen, z.B. bei der Zuteilung von Ländereien im 1935 neu geschaffenen Uelvesbüller Koog. Hier sorgten Bielenberg, der Oldensworter Hönck als Kreisbauernführer und Landrat und Kreisleiter Hamkens für eine parteinahe Vergabe.46 Im ebenfalls neuen Koog Finkhaushallig bekam der Platenhörner Landarbeiter Thomas Großkreuz, seit 1929 in der NSDAP, eine Wasserbauerstelle mit zugehörigem Siedlungsplatz.47
Die sich im Kriegsverlauf katastrophal entwickelnde wirtschaftliche Lage entzog solchen Begünstigungen die Grundlage. Es gab für die NSDAP kaum mehr etwas zu verteilen, ihre kriegswirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen (Hofkontrollen, Viehablieferung) wurden immer rigider und unpopulärer. Bielenberg und sein Ortsbauernführer Pauly gerieten wegen tatsächlicher oder unterstellter Günstlingswirtschaft insbesondere bei den Bauern immer stärker in Verruf. Ihre Klagen über „Quertreiber“ in der Bauernschaft nahmen zu.48
Erste offene Absetzbewegungen setzten dort ein, wo die größten Vermögen ins Risiko gerieten – auf den großen Höfen. Der ehemalige Landrat Otto Hamkens auf Gut Hoyerswort ließ sich 1943 vom Amt des Eiderstedter NSDAP-Kreisleiters entbinden, sein Konflikt mit dem schleswig-holsteinischen Gauleiter Lohse über die Agrarpolitik hatte sich zugespitzt.49 Im gleichen Jahr kam es zum Bruch zwischen Jann Hennings und Tete Mahmens Bielenberg. Hennings hatte schon Ende Januar 1943 um Entbindung vom Bürgermeisteramt gebeten, was er mit Arbeitsüberlastung in seinem Betrieb und mangelnder staatlicher Unterstützung begründete. Hamkens‘ Nachfolger im Amt des Landrats seit 1938, Henning v. Rumohr, ging hierauf nicht ein. Im Herbst beleidigte Hennings dann Bielenberg öffentlich (er habe intime Beziehungen zur Gemeindeschwester der NS-Volkswohlfahrt und sei überdies der unbeschäftigste Mensch der Gemeinde). Er geriet dadurch in ein Parteigerichtsverfahren, in dessen Verlauf er im Juni 1944 sein Bürgermeisteramt an Bielenberg verlor.50
Der Krieg dauerte noch ein knappes Jahr. Die soziale Grundlage der nationalsozialistischen Macht auf dem Lande war aber im Grunde schon zerfallen. Die Honoratioren der Landvolkbewegung hatten ihr 1929 geschlossenes Bündnis mit der NSDAP aufgekündigt und zogen sich auf ihre Höfe zurück. Und wie 1929 folgten die kleineren Bauern ihrem Beispiel. Und das manchmal ganz im Wortsinne: Als im April 1944 der Wehrführer der Witzworter Feuerwehr Heinrich Alberts die Bauern Heinrich Plähn und Wilhelm Siegfriedt zwecks Abfangens geflohener britischer Offiziere in eine Postenkette kommandiert hatte, drehten sie dieser bald den Rücken zu und gingen nach Hause.51
Die verheerende Bilanz der NS-Zeit zeigte sich schließlich auch an der Zahl der im Wehrmachtseinsatz getöteten Söhne, Väter und Ehemänner. Bis Kriegsende waren 63 Witzworter umgekommen. Der überwiegende Teil, 33 Männer, starben im Russlandfeldzug bzw. im Osten. Die Kriegstoten machten 7,7 % der Dorfbevölkerung aus. Im ersten Weltkrieg hatte die Quote 5 % betragen.
Im Mai 1945 setzten die englischen Besatzungstruppen alle NS-Funktionsträger in Witzwort ab. Sie ernannten Bernhard Grage zum Bürgermeister und zu seinem Stellvertreter Johannes Christiansen, der nach seiner Rückkehr aus Amerika nicht NSDAP-Mitglied geworden war. Der Gemeinderat bekam 14 ebenfalls ernannte Mitglieder und war bis auf zwei bis drei damals als unbedeutend bewertete Parteimitgliedschaften unbelastet.52
2 Archivgruppe Witzwort (Hg): Chronik von Witzwort, Witzwort 2015.
3 Heberle, Rudolf: Landbevölkerung und Nationalsozialismus, Stuttgart 1963 (geschrieben 1932/ 33).
4 Heberle 1963; Sörensen, Christian M.: Die Landvolkbewegung in Nordfriesland, in: Nordfriesisches Jahrbuch 2008, S. 57-64; Gerolimatos, George: The politics of irresponsibility and anti-semitism of the rural people’s movement in Schleswig-Holstein 1928-1930, Chapel Hill 2010.
5 Eiderstedter Nachrichten v. 21.1.1919, 10.2.1921, 6.5.1924, 7.12.1924, 22.5.1928, 16.9.1930, 2.8.1932, 8.11.1932.
6 Sörensen, Christian: Politische Entwicklung und Aufstieg der NSDAP in den Kreisen Husum und Eiderstedt 1918-1933, Neumünster 1995.
7 Lehmann, Sebastian: Kreisleiter der NSDAP in Schleswig-Holstein. Lebensläufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite. Bielefeld 2007, S. 88 f.
8 Archiv Kirchenkreis Eiderstedt, KG Witzwort Nr. 1.
9 Die Mitgliederverhältnisse der NSDAP-Ortsgruppe konnten vor allem anhand der aus den Jahren 1946 bis 1950 erhaltenen Entnazifizierungsbescheide des Kreisentnazifizierungsausschusses rekonstruiert werden. Ergänzende Daten lieferten die der zwischen 1933 und 1945 entstandenen staatlichen Verwaltungsakten sowie die Mitgliederkarteien im Bundesarchiv Berlin (ehemals Bestand des Berlin Document Center).
10 Bundesarchiv (BA) Koblenz 42 IV Nr. 176.
11 Landesarchiv Schleswig (LAS) 320.4 Nr. 407
12 Organisationshandbuch der NSDAP, hg. vom Reichsorganisationsleiter, München 1936-1943; zur Praxis in SH vgl. Paul, Gerhard/ Danker, Uwe/ Wulf, Peter (Hrsg.): Geschichtsumschlungen. Sozial- und kulturpolitisches Lesebuch Schleswig-Holstein 1848-1948, Bonn 1996, S. 211-215; Lehmann 2007, S. 98-109, 196-229.
13 LAS 320.4 Nr. 407, Nr. 412, Nr. 518; Friedrichstädter Zeitung v. 9.8.1933; Adressbücher 1934 und 1937.
14 Kreisarchiv Nordfriesland (Kanf) B3 Nr. 534.
15 Lorenzen-Schmidt, Klaus-Joachim: Landwirtschaftspolitik und landwirtschaftliche Entwicklung in Schleswig-Holstein 1933-1945, in: Hoffmann, Erich/ Wulf, Peter (Hrsg.): Wir bauen das Reich. Aufstieg und erste Herrschaftsjahre des Nationalsozialismus in Schleswig- Holstein, Neumünster 1983, S. 273-308; vgl. Kanf D4 Nr. 50.
16 Dorfarchiv (DA) Witzwort B 017 (Bilder und Schriften über Witzwort). In der Akte ist eine erste Identifizierung der abgebildeten Personen beigeheftet, die vermutlich auf Vorarbeiten von Hans Knutz beruht, welche dann im Rahmen der Herausgabe der Feuerwehr-Festschrift und erster Vorarbeiten zu einer Chronik-Ergänzung von Werner Peters 1998 und 1999 weiter ausgearbeitet wurden. Diese Identifizierung wird hier wiedergegeben und ist ergänzt durch die Archivgruppe (Abgleich mit anderen Fotos). Einzelne Zweifelsfälle sind angemerkt, möglicherweise finden sich weitere.
17 Archiv Kirchenkreis Eiderstedt, KG Witzwort Nr. 1; Friedrichstädter Zeitung v. 9.8.1933.
18 Schulchronik Witzwort; LAS 811 Nr. 14642, Nr. 17304, Nr. 24841; LAS 460.2 Nr. 6; Archivgruppe Witzwort (Hg): Schule Ingwershörn, Witzwort 2006.
19 DA Witzwort A 01-10 (Schulchronik 1 bis 1940)
20 DA Witzwort B08-04 (Notiz U.Meyer); LAS 460.2 Nr.15.
21 Alle hier vorgetragenen Zahlen zu Verfolgungsfällen basieren auf eigenen Recherchen im Kreisarchiv NF, im Stadtarchiv Friedrichstadt, im Landesarchiv Schleswig, im Staatsarchiv Hamburg, im Bundesarchiv Berlin sowie auf dem Abgleich ermittelter Namen mit den Namenslisten von Verfolgtenorganisationen.
22 DA Witzwort Nr. (Interview mit Gerda Ahlers, Enkelin von Helene Petersen, am 20.5.2014); Kanf B3 Nr. 1286 (Anträge auf Hilfeleistungen ehem. polit. Häftlinge 1946 - 1956); KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Registereinträge Lorenz Petersen.
23 Pictura Paedagogica online.
24 Kanf C 6 Nr. 10; Mitteilung Willi Berendt.
25 Kanf C4 Nr. 154.
26 LAS 320.4 Nr. 988; LAS 320.4 Nr. 518; LAS 460.2 Nr. 15; LAS 320.4 Nr. 899.
27 Mitteilung Willi Berendt.
28 Keller, Rolf: Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/ 1942, Göttingen 2011, S. 154-179, S. 280-287, S. 356-364, S. 488-492.
29 Stadtarchiv Friedrichstadt (STAF) 2011-05.
30 LAS 320.4 Nr. 899; LAS 415 Nr. 34324, Nr. 3425; StAF 212-01; vgl. Köhler, Nils / Lehmann, Sebastian: Lager, Ausländerunterkünfte und Kriegsgefangenenkommandos in Schleswig-Holstein 1939-1945 (Manuskript o.O. o.J.); DA Witzwort, B 04-03 (Oesau, Flurbeschreibung, S. 27); Mitteilungen Heinrich Alberts, Willi Berendt. T.M. Bielenberg versuchte nach 1945, das „Russenlager“ in Witzwort als Ukrainerlager, mithin Zivilarbeiterlager darzustellen. Hieran ist zu zweifeln. Der einzige Insasse, der heute in den Akten nachweisbar ist, hieß Polykarp Cheladse, war also offenkundig Georgier und damit Bewohner einer Region, deren Besetzung der Wehrmacht nicht gelungen war.
31 Kanf C 6, Nr. 128, 130.
32 Vgl. Danker, Uwe: Zwangsarbeitende im Kreis Nordfriesland 1939 bis 1945, Bielefeld 2004 (zus. mit Nils Köhler, Eva Nowottny, Michael Ruck) S. 43-74 und S. 96-109.
33 BA Koblenz 42 IV Nr. 176.
34 LAS 320.4 Nr. 899.
35 Kanf C4 Nr. 154; Mitteilung Willi Berendt.
36 Kanf, Standesamt Uelvesbüll, Sterberegister.
37 Archiv Kirchenkreis Eiderstedt, KG Witzwort Nr. 52.
38 LAS 460.2 Nr. 15.
38a Mit herzlichem Dank an unsere Fachfrau für Osteuropäisches Dr. Djessica Scharnberg, Hamburg.
39 Kanf C4 Nr. 57, Nr. 75; vgl. LAS 320.4 Nr. 518 und LAS 354 Nr. 2148.
40 Den Autoren mündlich mitgeteilt von Hans-Joachim Sievers, Oktober 2014; GA WW B 25-01 (Protokollbuch der SPD Witzwort 1949-1970).
41 LAS 354 Nr. 2640.
42 Mitteilung Willi Berendt.
43 LAS 320.4 Nr. 988.
44 LAS 460.2 Nr. 15.
45 Archiv Kirchenkreis Eiderstedt, KG Witzwort Nr. 1.
46 LAS 320.4 Nr. 514; LAS 460.2 Nr. 6, Nr. 14.
47 Müller, Helmuth: Simonsberg Finkhaushallig, Simonsberg 1987, S. 163-166.
48 LAS 320.4 Nr. 899.
49 Lehmann 2007, S. 106 ff.
50 LAS 320.4 Nr. 518.
51 LAS 320.4 Nr. 158.
52 LAS 320.4 Nr. 519. Vgl. Archiv Kirchenkreis Eiderstedt, KG Witzwort Nr. 1.
Bildnachweis
Zeichnung Helene Petersen: Pictura Paedagogica online; Foto Johannes Sachau: Familie Sievers; Foto Alwin Möller: Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 811, Nr. 24495; alle anderen Fotos: Dorfarchiv Witzwort